Gute Unternehmer wissen wenig

Gute Unternehmer wissen wenig

 “Gute Unternehmer wissen wenig” war der provokative aber durchaus ernst gemeinte Titel der Einladung zur ersten Chance Mittelstand a la Carte in diesem Jahr. Am 20.3.2019 trafen sich erneut, jetzt schon im 3. Jahr, Entscheider und Experten im ansprechenden Ambiente der Schönherrfabrik in Chemnitz zum Austausch. 

Im Mittelstand stehen hier immer aktuelle Themen, die den Mittelstand in der Region beschäftigen. Dieses Mal lag der Schwerpunkt auf der Frage, wie nutze ich als Unternehmer ganz pragmatisch die Chancen im weiten Raum des “Nicht Wissens, dass ich etwas Nicht weiß”?

Inspiriert durch die drei Impulsen zum chancensicheren Umgang mit der Fülle an Wissen, von dem man als Unternehmer oft noch nicht einmal weiß, dass man etwas nicht weiß, und am Praxisbeispiel Vertriebsdigitalisierung diskutierten die 11 Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit Dr. Sabine Fischer, firmament consult Chemnitz, Dr. Sabine Frisch, Expertin für Unternehmensresilienz im Mittelstand, und Uwe Richter, Experte für Vertriebs- und Marketingdigitalisierung Lichtenwalde, wichtige Fragen des Mittelstands, für die oft im unternehmerischen Alltag einfach zu wenig Zeit bleibt und für deren kompetente Beantwortung im Betrieb oder zuhause oft auch der kompetente Gesprächs- und Sparringspartner fehlt.

Intensiv diskutiert wurden Fragen wie: 

“Welche der großen Chancenfelder dieser Zeit bergen für MEIN Unternehmen aktuell die besten Zukunftsoptionen? Wie und an welcher Stelle, in welchen betrieblichen Handlungsfeldern werden die Chancen für mein Unternehmen zu messbarem Unternehmenserfolg? Und wie bereite ich die Menschen in meinem Unternehmen auf den Wandel der VUKA-zeiten vor und nehme sie mit?” Wie gestalte ich den Wandel in Zeiten von Digitalisierung, Fachkräftemangel, Globalisierung, additiven Fertigungsverfahren und disruptiven Veränderungen in den Märkten und Rahmenbedingungen erfolgreich und menschentauglich?”

Die vielen WIE-Fragen zeigten deutlich. Information ist im Überfluss vorhanden. Die Fülle verunsichert eher, als dass sie in der Entscheidungsvorbereitung hilft. Die zentrale Frage für Unternehmer ist und bleibt, wie FÜHRE ich mein Unternehmen zukunftssicher in der VUKA Welt? VUKA beschreibt dabei die Erfahrung von Menschen auf der ganzen Welt, dass unsere Welt schneller (Volatil), ungewisser (Uncertain), komplexer (Komplex) und uneindeutiger (Ambiguity) wird.

Als gut und wichtig zu wissen wurde in der Runde aus Entscheidern und Experten aus der Region der Einfluss von VUKA auf die zukunftssichere Unternehmensführung im Mittelstand diskutiert: Über 90% der zugänglichen Chancen eines Unternehmers liegen im Bereich des “Nichtwissens, dass ich etwas Nicht weiß”. 

Neu für die meisten der Teilnehmer war, der Nutzbarkeit dieser Chancen steht ein wesentliches Hindernis entgegen: das menschliche Gehirn hat Probleme dabei, mit un-eindeutigen Informationen, Ambiguität, umzugehen. Das weitgehend unbekannte Resultat ist, dass auch und gerade das Entscheidergehirn bei der Konfrontation mit Wissen, für das mein Gehirn noch keine eindeutigen Kategorien hat, dem “Nichtwissen Nichtwissen”, weitgehend unbemerkt in den Autopiloten wechselt.

Das aus der Sicht der Denkgewohnheiten gefährliche Nachdenken über Neues, Uneindeutiges wird unterbunden, in dem die Gedanken entweder schnell zu einem ungefährlicheren, bekannten Thema springen oder aber, das Gehirn ersetzt das Neue, Uneindeutige durch einen “erfundenen” und eindeutigen Wert, an dem sich Gehirn und Entscheider dann sicher festhalten. 

Weitgehend unbemerkt vom eigenen kritischen Verstand hat sich so im eigenen Geist eine Fake News gebildet, an der wir uns und unsere Entscheidungen in der VUKA-Welt festhalten können.

Alle Teilnehmer berichteten übereinstimmend von persönlichen Erfahrungen mit dem Phänomen, dass man als Entscheider nur wenig Freude an dem Umgang mit überkomplexen Themen wie z.B. der Digitalisierung hat und von dem Gefühl einer zunehmenden Überforderung bzw. Übersättigung, ohne dass wirklich konkreter Nutzen aus diesem Chancenfeld gezogen werden konnte. 

Als typische Fake News konnten beispielsweise identifiziert werden: „mein Unternehmen ist zu klein, das brauchen wir nicht;“ „meine Mitarbeiter wären überfordert, das können die nicht;“ „bei uns ist jedes Projekt einzigartig, das lässt sich nicht digitalisieren“; „die Technik ist noch nicht so weit;“ „die Technik ist zu teuer; wir können uns diesen Overhead nicht leiten.“ „Das Know How ist Menschengebunden, deshalb ist unsere Branche von der Digitalisierung mittelfristig noch nicht betroffen“. 

Und besonders beliebt: „Das macht die neue Generation von ganz alleine, das wächst ja (mit unseren Kindern, unseren Enkeln) nach.“

Bietet der Unternehmer hingegen seinem eigenen Verstand eine definierte Denkstruktur an, die geeignet ist aus den überkomplexen Chancen -und Risikofeldern, die für das eigene Unternehmen resultierenden Handlungsfelder zu bestimmen, wacht der eigene aktive Verstand aus diesem automatischen Managementmodus auf. 

Dieses Wachwerden erlaubt es dem so wieder aktivierten Unternehmer erst, sich dem eigenen alltäglichen Unwillen, sich mit Themen wie z.B. der Digitalisierung grundlegend zu beschäftigen, konstruktiv entgegenzutreten und die darin liegenden Herausforderung für das eigenen Unternehmen anzunehmen.

Und erlaubt die kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit den überkomplexen aber zukunftssichernden Chancen und Risikofeldern der heutigen VUKA Welt.

Eine solide Denkstruktur wurde vorgestellt und diskutiert, die es dem Unternehmer verlässlich erlaubt, völlig neue Themen in drei Stufen nach dem Schema „Vogel-Eff“ zu strukturieren, um im ersten Schritt das eigene Gehirn davon abzuhalten, Fake News zu produzieren. 

Die Methode des „Nachhörens“ erlaubt es dann im zweiten Schritt, Geschäftspartner und Mitarbeiter klar strukturiert und zielführend in den internen, Geschäftsfeld-bezogenen Dialog zu Zukunftsfeldern wie der Digitalisierung einzubeziehen und „gehirn“sicher durch die Stromschnellen unterschiedlichster Meinungen, die sich ganz natürlich im Umgang mit unbekannten Themenfeldern bilden, zu führen.

CHANCE MITTELSTAND A LA CARTE bringt Experten aus der Region und Entscheider aus dem Mittelstand miteinander ins Gespräch. Kurze Fachimpulse, die das unternehmerische Handeln und Denken im Mittelstand aus unterschiedlichen Fachperspektiven beleuchten, regen den Austausch von Unternehmerinnen, Unternehmern und Experten und Expertinnen an. 

Die leckeren, kulinarischen Impulse des Restaurants Max Louis tragen zu der für diesen Unternehmerabend typischen, lockeren Atmosphäre bei. 

Neue Denkanstöße aus den Fachimpulsen ganz unterschiedlicher Experten aus der Region, der Austausch mit anderen Unternehmern auf Augenhöhe und die geschützte Atmosphäre im überschaubaren Teilnehmer Kreis von maximal 15 Personen sind der Markenkern von Chance Mittelstand a la Carte.

Diese Veranstaltungsreihe bildet einen geeigneter Rahmen, um auch schwierige Themen gemeinsam zu adressieren, quer-zudenken und im offenen  Diskurs neue, passende Lösungsansätze für die Herausforderungen des unternehmerischen Alltags zu entwickeln.

Die nächsten beiden Veranstaltungen finden am 15.5 bzw. am 3.7. 2019 statt. Wie immer an einem Mittwoch ab 17:30 Uhr im Meet.Raum der Schönherrfabrik in Chemnitz, Schönherr-Straße 8.
Die aktuellen Themen werden auf der Internetseite www.sabinefrisch.de und als Event in Xing vorgestellt.